Gesundheit

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11.01.2022

Aktiv gegen Kopfschmerz

Aktiv gegen Kopfschmerz

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Teil 3: Möglichkeiten in Training und Therapie

Für Kopfschmerzen werden neben psychischen Treibern auch konkret körperliche Ursachen verantwortlich gemacht. Und auf den Körper können Betroffene aktiv Einfluss nehmen, sei es in Form von Therapie oder Training.

Wer kennt sie nicht, die Muskelverspannungen vor allem in der SchulterNacken-Region? Sie treten vor allem bei einer sitzenden Tätigkeit auf.

Körperliche Kopfschmerztreiber

Das Homeoffice der letzten Monate hat durch das lange, und besonders gleichbleibende Sitzen während stundenlanger Videokonferenzen und der dadurch einseitig eingenommenen Körperhaltung dies noch begünstigt. Das Resultat heißt oft: Kopfschmerzen. In Zeiten des Lockdowns kommt noch ein negativer Faktor dazu: Bewegungsmangel. Das Defizit, sich zu bewegen und gleichzeitig viel zu sitzen, führt zu Muskelschwäche, unbeweglichen Gelenken, Blutdruckschwankungen oder Durchblutungsveränderungen.

Therapie von Kopfschmerzen

Die Heilung einer Kopfschmerzerkrankung ist momentan mit den aktuell zur Verfügung stehenden Mitteln noch nicht möglich, aber es gibt eine Reihe guter und effektiver Strategien, mit denen Kopfschmerzen reduziert und kontrolliert werden können.

In der Behandlung von Kopfschmerzen wird grundlegend zwischen der Behandlung einer akuten Schmerzattacke und einer vorbeugenden, das heißt prophylaktischen Behandlung unterschieden. Wichtigstes Ziel in jeder Schmerztherapie ist die bestmögliche Kontrolle von Symptomen und einer möglichst reduzierten Anzahl von Schmerzattacken.

Zwar gehören medikamentöse Behandlungen zu den bevorzugten Therapieansätzen, jedoch ist mittlerweile auch medizinisch anerkannt, dass nicht-medikamentöse Ansätze der Verhaltenstherapie, regelmäßige sportliche Aktivitäten und eine Veränderung des Lebensstils genauso wirksam sein können. Bei der Vielfalt an individuellen Auslösern und Symptomen sollte eine Prophylaxe möglichst viele dieser Auslöser abdecken.

Eine effektive Kopfschmerztherapie beinhaltet im Wesentlichen drei Säulen:

  • ››› Medikamentöse Prophylaxe
  • ››› Kontrolle von KopfschmerzTriggern (bitte unbedingt ein Kopfschmerztagebuch nutzen)
  • ››› Nicht-medikamentöse Verfahren parallel einsetzen

Zu den nicht-medikamentösen Verfahren gelten vor allem Ausdauersport und moderates Krafttraining, Akupunktur, Resilienztraining, Verhaltenstherapie und beispielsweise eine Aromatherapie.

Nicht-medikamentös: Entspannungstechniken

Die medizinische Leitlinie zur Behandlung von Kopfschmerzerkrankungen, vorgegeben von der Deutschen Migräne und Kopfschmerzgesellschaft, empfiehlt zusätzlich zu einer medikamentösen Prophylaxe auch nicht-medikamentöse Verfahren wie zum Beispiel Entspannungstraining oder Ausdauersport. Bei den Entspannungstechniken können sowohl Yoga, Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Qi Gong als auch autogenes Training angewendet werden, je nach persönlichen Vorlieben oder Kenntnissen. Es ist immer hilfreich, bereits bestehende Vorkenntnisse einzusetzen.

Welche Methode besonders gute Effekte erzielt, muss letztlich individuell ausprobiert und getestet werden. Das Wichtigste dabei ist, die Entspannungsfähigkeit zu verbessern, die Spannungsneigung der Muskulatur abzubauen und kontrollieren zu können, um damit die individuellen Trigger für die Kopfschmerzen zu reduzieren. Die meisten Entspannungstechniken vermitteln außer einer verbesserten Fähigkeit sich zu entspannen auch Kenntnisse darüber, wie Stress bereits im Entstehen reduziert und wie die Aufmerksamkeit sich selbst gegenüber gesteigert werden kann.

Als bedeutender Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird der Akupunktur mittlerweile eine anerkannte Wirkung in der Migräneprophylaxe zugesprochen, die den Effekten einer medikamentösen Versorgung durchaus ähnlich ist. Bei der Akupunktur werden spezielle Körperpunkte auf sogenannten Meridianen – Energiebahnen am Körper – mit Nadeln bearbeitet, um einen Ausgleich zu schaffen. Die Akupunktur ist also eine Regulationstherapie und kann die Häufigkeit und die Intensität von Kopfschmerzattacken reduzieren 

Beim Erlernen unterschiedlicher Entspannungstechniken können Physiotherapeuten helfen. Mit professioneller Hilfe gelingt der Start, gezielt nicht-medikamentös prophylaktisch gegen Migräne vorzugehen.

Aktive Hilfen gegen Kopfschmerzen

Physiotherapeuten, Sporttherapeuten und Sportwissenschaftler können als professionelle Helfer genauso gut bei den verschiedenen Formen des körperlichen Trainings helfen, der Migräne vorzubeugen. Sport steigert von sich aus die Aktivitätsbilanz, was der Bewegungsarmut und einer schlechten Durchblutung entgegenwirkt. Übungen zum Atemtraining verbessern die Atemfähigkeit. Empfehlenswert ist Ausdauertraining mit leichter bis hin zu mittlerer Intensität.

Eine verbesserte Wahrnehmungsfähigkeit, wie es beispielsweise in Yoga- und Entspannungskursen gelehrt wird, tragen zu einer optimierten Körperhaltung bei. Die beste Haltung ist immer die nächste, denn eine einzig „gute“ oder „beste“ Haltung gibt es nicht!

Körperliches Training als Teil der Therapie

Während extreme Belastungen, wie bei einem hoch intensiven Training, bekanntermaßen Kopfschmerzen auslösen können, wirkt ein moderat dosiertes sportliches Training eher vorbeugend und kann dabei helfen, die körperlichen Vorbedingungen zu verbessern. Vor allem ein leichtes aerobes Ausdauertraining ist sehr gut geeignet, die Schmerzstärke zu re duzieren und die Anzahl der Schmerz attacken selbst zu senken.

Als Ausdauertraining eignet sich auf einfachster Basis Radfahren, Laufen – auch Joggen –, Schwimmen oder Nordic Walking. Diese Aktivitäten sollten bei moderater (aerober) Belastungsintensität 2 x pro Woche für 30 bis 40 Minuten durchgeführt werden. Alternativ kann ein Gerätezirkel, der von der Trainingsbelastung in den Bereich eines Kraftausdauertrainings angesiedelt wird, ähnliche Anpassungseffekte bringen.

Ein von Experten – in Absprache mit Arzt oder Physiotherapeut – zugeschnittener Trainingsplan sollte die jeweils individuellen Bedürfnisse berücksichtigen. Der Faktor körper liche Belastung kann durch regel mäßiges Training positiv beeinflusst und in der Folge dann auch für ge sund heitlichen Zwecke eingesetzt werden.

Als besonders effektiv bei Kopfschmerzerkrankungen haben sich Trainingsplanungen im Bereich der Kraftausdauer bewährt. Mit einem Belastungsgefüge von 50 bis 60 Prozent der maximalen Belastbarkeit, lässt sich ein aerobes Training sicherstellen. So können die gesundheitsfördernden Anpassungsreaktionen besonders für Kopfschmerz Geplagte genutzt und eingesetzt werden.

Kay Bartrow


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